Friedrich II.

Friedrich II.

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Friedrich II.
 
Friedrich II., Enkel Kaiser Friedrich Barbarossas, trat nach dem Tod seines Vaters Heinrich VI. (1197) zunächst nicht die Nachfolge an, obwohl er noch zu Lebzeiten Heinrichs zum deutschen König gewählt worden war. Als Dreijährigen ließ ihn seine Mutter Konstanze lediglich zum König von Sizilien krönen, wobei nach ihrem Tod Papst Innozenz III. als Lehnsherr die Vormundschaft für den jungen König übernahm.
 
Friedrichs Stunde schlug, als sich 1210 der welfische Kaiser Otto IV. anschickte, in Unteritalien einzufallen, und damit in scharfen politischen Gegensatz zum Papst geriet, der nach wie vor eine Vereinigung der beiden Reiche zu verhindern trachtete. Auf Betreiben des Papstes wählten einige Fürsten 1211 den jungen Staufer Friedrich zum Gegenkönig, was Kaiser Otto zur Rückkehr nach Deutschland veranlasste. Nachdem sich der stauferfreundliche Süden Deutschlands weitgehend dem »Knaben aus Apulien« angeschlossen hatte, wurde der Thronstreit schließlich auf dem Schlachtfeld von Bouvines (1214) entschieden, wo der Verbündete Friedrichs, der französische König Philipp II. August, einen glänzenden Sieg über den englischen König Johann Ohneland und seinen welfischen Bundesgenossen Otto IV. errang. Obwohl Friedrich seinen bereits zum König von Sizilien gekrönten Sohn Heinrich von den Fürsten auch zum deutschen König wählen ließ, konnte er das gute Einvernehmen zur Kurie zunächst wahren, was in der Kaiserkrönung (1220) sichtbaren Ausdruck fand, als er einen Kreuzzug versprach.
 
Als Friedrich jedoch daran ging, mit brutaler Härte den Adel in Unteritalien zu unterwerfen, und sich außerdem anschickte, gegen den Lombardenbund in Reichs-Italien vorzugehen, kam es zum Konflikt, der in der Exkommunikation des Kaisers durch Papst Gregor IX. (1227) einen ersten Höhepunkt erfuhr. Obwohl gebannt, unternahm Friedrich dennoch den vorgesehenen Kreuzzug, wobei es ihm gelang, durch Verhandlungen Jerusalem wieder für die Christenheit zurückzugewinnen, sodass er sich 1229 in der Heiligen Stadt zum König von Jerusalem krönen konnte. Nach seiner Rückkehr versöhnte sich Friedrich zwar mit dem Papst (Friede von San Germano 1230); dennoch verfolgte die Kurie von nun an mit wachsendem Argwohn die Politik des Kaisers. Während die Herrschaft in Deutschland weitgehend den geistlichen und weltlichen Fürsten überlassen wurde, ging Friedrich daran, das Königreich Sizilien straff zu verwalten und rückte keineswegs von der Politik einer engen Verbindung zwischen römisch-deutschem Kaisertum und sizilianischem Königtum ab. Das setzte die Herrschaft in Reichs-Italien als dem Bindeglied zwischen beiden Machtbereichen voraus.
 
Hier stieß Friedrich allerdings - wie einst sein Großvater - auf den Widerstand des Lombardenbundes, der in seinem Abwehrkampf immer offener von der Kurie unterstützt wurde, bis 1239 Papst Gregor IX. erneut den Kirchenbann über den Kaiser verhängte. Auf dem Konzil von Lyon (1245) erklärte Papst Innozenz IV. den gebannten Kaiser für abgesetzt, worauf in Deutschland Gegenkönige (Heinrich Raspe, Wilhelm von Holland) gewählt wurden. Doch erst mit dem Tod des Kaisers (1250) brach die staufische Herrschaftsposition in Deutschland und Reichs-Italien weitgehend zusammen.
 
Friedrich II. galt den Zeitgenossen als außergewöhnliche Persönlichkeit. Hochgebildet und aufgeschlossen für antike und arabische Philosophie und Naturwissenschaften, von seinen Gegnern als Antichrist und Ketzer verdammt, von seinen Anhängern als Friedensfürst und Hort der Gerechtigkeit gepriesen, verkörperte er »das Staunen der Welt« (»stupor mundi«). Bald nach seinem Tod tauchten »falsche Friedriche« auf, und die Legende vom schlafenden Kaiser entstand, der einst wiederkehren werde, um sein Werk zu vollenden; im 15. Jahrhundert wurde diese Legende (Kyffhäusersage) auf Friedrichs Großvater Barbarossa übertragen.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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